Irgendwann kommt der Moment, an dem sich das Verdrängte nicht länger ignorieren lässt. Der geliebte Vierbeiner, unser treuer Begleiter über viele Jahre, ist alt geworden. Es ist ein schleichender Prozess, der direkt vor unseren Augen abläuft und doch oft nicht bewusst wahrgenommen wird. Tag für Tag schleicht sich das Alter ein, kaum spürbar, bis ein kleiner Vorfall uns die Veränderungen vor Augen führt. Die Augen sind trüber geworden, die Bewegungen weniger dynamisch, und der Briefträger interessiert nicht mehr wie zuvor…
Wie konnte ich das übersehen?
Vierbeiner sind wunderbare Begleiter, in jeder Lebensphase, doch besonders im Alter entfalten sie einen besonderen Zauber. Sie strahlen innere Ruhe aus, richten ihre Aktivitäten weniger nach
aussen und wissen genau, was ihnen gut tut und was nicht. Alte Tiere sind aussergewöhnlich; das Zusammensein mit ihnen birgt viele kleine und grosse Geschenke. Sanft und unaufgeregt kommen sie
daher, erfüllt von Lebenserfahrung und gewähren uns einen tiefen Einblick in die Liebe.
Wer das Glück hatte, mit einem älteren Vierbeiner zusammenzuleben, kennt dieses besondere „Wir-Gefühl“. Nach Jahren des gemeinsamen Lebens blicken wir zurück auf eine Fülle komischer, tragischer und berührender Erlebnisse, die nur wir als einzigartiges Mensch-Tier-Team geteilt haben. Jahr für Jahr waren es die neugierigen Augen unseres Hundes, die uns bei jedem Wetter nach draussen zogen, oder unsere Katze, die uns auf dem Wohnzimmerteppich zum Spielen einlud. In guten und in schlechten Zeiten war unser Vierbeiner immer an unserer Seite. Und wenn alles andere ungewiss war, blieb die Liebe unserer Tiere beständig.
Doch wie lange bleibt „beständig“? Wenn unser Hund oder unsere Katze altert, wird „beständig“ zu einem relativen Begriff; das Bewusstsein der Endlichkeit klopft leise an und wird schliesslich
unüberhörbar. Wenn unser Vierbeiner mit trübem Blick und grauer Schnauze neben uns auf dem Sofa döst, ist dies nicht nur ein Zeichen seines Alters, sondern auch unseres eigenen. Jeder Tag macht
uns beide älter – gestern, heute und auch morgen. Wie viel Zeit bleibt uns noch? Der Vierbeiner auf dem Sofa gähnt, ihm ist dieser Gedanke gleichgültig. Es ist, wie es ist. Kein Anlass für Angst
oder Bedauern. Während wir oft daran scheitern, diese simple Weisheit zu akzeptieren, leben unsere Tiere sie ganz selbstverständlich aus.
Es mag einige verwundern, dass Tiere sich ihrer Endlichkeit und der damit verbundenen Unannehmlichkeiten nicht bewusst sind. Doch könnte es nicht auch anders sein? Vielleicht leben sie in
vollkommener Weisheit und wissen Dinge, die wir in unserem hektischen Alltag vergessen oder aus Angst verdrängen. Eine faszinierende Frage.
Wenn wir uns darauf einlassen, unseren Tieren wirklich zuzuhören, werden wir mit wertvollen Einsichten bereichert – ältere Vierbeiner zeigen hier eine besondere Tiefe. Wenn wir bereit sind, unser
Herz zu öffnen, werden wir mit tiefem Vertrauen und bedingungsloser Liebe belohnt. Und wenn wir den Mut aufbringen, uns bewusst mit ihrem Alterungs- und späteren Sterbeprozess
auseinanderzusetzen, erhalten wir das unschätzbare Geschenk, auch auf unseren eigenen Lebensabend besser vorbereitet zu sein.
Graue Schnauzen, wie alte Tiere liebevoll genannt werden, haben andere Bedürfnisse als Welpen oder Jungspunde. Ebenso nehmen im Alter gesundheitliche Wehwehchen und Krankheiten zu – ganz wie bei
uns Menschen. Dies erfordert besondere Aufmerksamkeit, Zeit, finanzielle Mittel und manchmal auch Mühe.
Aber wer würde seinem langjährigen Gefährten nicht gerne all das geben?
Im Zusammenleben mit einem alten Vierbeiner gibt es vieles zu bedenken. Einige Anpassungen werden notwendig sein, um ihm einen schönen, möglichst schmerzfreien und sicheren Lebensabend zu
ermöglichen. In diesem Ratgeber möchten wir Ihnen möglichst viele Informationen, Ideen und Anregungen zu diesem Thema mit auf den Weg geben.